Umwelt und Krankheiten
Jeden Tag sind wir Chemikalien in unserer Umwelt ausgesetzt: Verkehrsabgase,
Pestizide, Haushaltsreiniger, etc. Am LCSB wollen wir verstehen, wie die Umwelt
Gesundheit und Krankheit beeinflusst - aber das ist keine leichte Aufgabe! Die
Umwelt ist unglaublich kompliziert: Mehr als 125 Millionen Chemikalien sind im
größten Chemikalienregister gelistet und mehr als 70.000 werden alleine im
Haushalt verwendet. Es erfordert eine Menge Detektivarbeit von unseren
Wissenschaftlern, um zu verstehen, welche Chemikalien die "Guten" oder "Bösen"
für eine bestimmte Krankheit sind.
Untersuchung der Wasserqualität in Luxembourg
Das Team von Ass. Prof. Emma Schymanski arbeitet mit der
Wasserwirtschaftsverwaltung zusammen, um den Zustand der Luxemburgischen Flüssen
zu analysieren. Dazu wird das Wasser sowohl auf bekannten Schadstoffe wie
Pestizide und Pharmazeutika untersucht als auch auf bisher nicht gemeldete
Chemikalien, die noch nicht von der EU überwacht werden. Jeden Monat nehmen die
Forscher Proben an 10 verschiedenen Orten im ganzen Land. Mit der sogenannten
hochauflösenden Massenspektrometrie können sie potenziell Tausende von Molekülen
im Labor nachweisen. Die Chemikalien im Fluss können zum Beispiel von
Landwirtschaft oder von der Stahlindustrie stammen. Aber wussten Sie, dass
einige Chemikalien auch durch unsere Fäkalien in die Wasserströme gelangen? Wenn
wir Medikamente einnehmen, werden Chemikalien in das Abwasser freigesetzt und
gelangen schließlich auch in Flüsse und Grundwasser. Interessanterweise kann man
sogar die Jahreszeit identifizieren, indem man nach solchen Chemikalien im
Flusswasser sucht. Zum Beispiel sind Heuschnupfenmedikamente im Frühjahr
häufiger zu detektieren, Antidepressiva dagegen eher im Herbst und Winter,
Enteisungsmittel lässt sich im Winter nachweisen, während die Konzentration
illegaler Drogen in den Wasserproben häufig an Wochenenden zunimmt. Ein Blick
auf die Veränderungen von Chemikalien im Laufe des Jahres kann wichtige
Informationen über deren Herkunft geben.
Das Team von Emma
Schymanski hat kürzlich gemeinsam mit niederländischen und schweizerischen
Kollegen gezeigt, wie mit hochauflösender Massenspektrometrie der Fluss
organischer Schadstoffe durch das Grundwasser und in Flüssen verfolgt werden
kann.
Unbekanntes entdecken
Obwohl Tausende von Molekülen in unserem Wasser nachgewiesen werden, ist die überwiegende Mehrheit davon noch unbekannt. Mit speziellen Computertechniken bemühen wir uns ständig, die Analyse der Proben zu verbessern damit wir mehr Chemikalien in unserer Umwelt oder beim Menschen, wie in Blut-, Urin- oder Haarproben, indentifizieren. Dies ist wichtig, um ihre Toxizität und die Ursachen für Krankheiten besser verstehen zu können.
Detektive bei der Arbeit
Die genauen Ursachen der Parkinson-Krankheit sind beispielsweise weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass sie auf einer komplexen Kombination von Umwelt- und genetischen Faktoren beruhen. Außerdem dauert die Entwicklung von Krankheiten wie Parkinson oft mehrere Jahrzehnte. Daher ist es schwierig zu bestimmen, ob das Ausgesetztsein gegenüber einer Chemikalie bereits vor Jahrzehnten die Krankheit beeinflusst hat, wenn die zu analysierenden Proben erst heute dem Patienten entnommen werden können. Es ist, als würde man versuchen, die Nadel in einem Heuhaufen zu finden, die im Laufe der Zeit verrostet sein könnte! Jedoch sind unsere Experten mit hochpräzisen Analysen und computerbasierten Methoden für diese Aufgabe gut gerüstet.